Schwabach – Jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren erlebt Gewalt durch ihren Lebenspartner. Die Bandbreite der Delikte ist groß und reicht bis zu sehr schwerer körperlicher oder sexueller Gewalt und Morddrohungen. Eine Zufluchtsstätte und Hilfe für betroffene Frauen und ihre Kinder bietet das Anna-Wolf-Frauenhaus in Schwabach. Bei einem Besuch informierte sich die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler gemeinsam mit der Bezirksvorsitzenden der Frauen-Union Mittelfranken Cornelia Griesbeck, Oberbürgermeister Matthias Thürauf und Karl Freller MdL über die Arbeit und das Angebot der Einrichtung.
Das Projekt Frauenhaus wurde 1995 von Ele Schöfhafer und mit intensiver Unterstützung aller Parteien angeschoben. Im Anna-Wolf-Frauenhaus erhalten die Opfer von häuslicher Gewalt Beratung, vorübergehenden Schutz und Unterkunft. „Bis die Frauen zu uns kommen haben sie oft schon einen langen Leidensweg hinter sich. Viele schaffen es einfach nicht, sich endgültig von ihren Partnern zu trennen, weil sie sie trotzdem noch lieben. Doch dann dreht sich die Gewaltspirale wieder von vorne“, erzählte Leiterin Andrea Hopperdietzel ihren Besuchern.
Wem die Flucht ins Frauenhaus Schwabach gelingt, ist oft am Ende seiner Kräfte. „Die Opfer von häuslicher Gewalt leiden unter Verletzungsfolgen, aber auch seelisch. Angst und Minderwertigkeitskomplexe sind sehr häufig“, so Hopperdietzel. Im Frauenhaus versuche man deshalb die Frauen in den ersten Tagen medizinisch sowie psychisch zu stabilisieren und ihre Kinder zu versorgen. „Wir regeln auch existenzielle Dinge wie Ämtergänge, Unterhalt und Sorgerecht oder Schuldenfragen und vermitteln juristische Beratung. Kinder erhalten bei uns ebenfalls Hilfe bei der Verarbeitung des Erlebten und können unser Freizeitangebot nutzen“, erklärte Hopperdietzel“.
Die Bewohnerinnen aller Altersstufen kommen aus Schwabach, den drei Landkreisen Roth, Nürnberger Land, Weißenburg-Gunzenhausen sowie benachbarten Regionen. „Die Vernetzung mit anderen Landkreisen wie dem Nürnberger Land klappt sehr gut“, so Hopperdietzel.
Ebenso gut funktioniert die Zusammenarbeit mit der Polizei. „Häusliche Gewalt kann man bei jeder Polizeidienststelle anzeigen und im akuten Fall die Polizei über den Notruf zu Hilfe holen“, erklärt Hopperdietzel. Seit 2015 gibt es eine Interventionsstelle für häusliche Gewalt, die am Frauenhaus angegliedert ist. Sie berät die Frauen nach einem Polizeieinsatz und schätzt die Gefahrenlage ein, beispielsweise ob Lebensgefahr besteht, Waffen oder Drogen im Spiel sind, der Täter krankhaft eifersüchtig ist oder eine psychische Erkrankung hat. Darüber hinaus bespricht die Interventionsstelle mit den Betroffenen ihre Handlungsoptionen.
„Die Ausübung von Gewalt ist immer eine Straftat, egal ob sie vom Partner, vom Sohn oder Anderen ausgeht. Deshalb müssen die Täter angezeigt und bestraft werden. Es gehört viel Mut zu diesem Schritt, den ich den betroffenen Frauen von Herzen Wünsche“, betonte Mortler im Gespräch mit der Hausleitung. Vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Frauenhauses Schwabach habe sie großen Respekt. „Sie tragen entscheidend dazu bei, dass es zahlreiche Frauen schaffen, wieder in ein normales Leben zu finden.“