Nach Ansicht von CSU-Ernährungsexpertin Marlene Mortler lässt sich der erschreckend hohen Lebensmittelverschwendung in deutschen Privathaushalten nur mit gezielter Verbraucheraufklärung nachhaltig entgegenwirken: "Offenbar ist uns in unserer Überflussgesellschaft das Gespür für den Wert unserer Lebensmittel abhanden gekommen. Umdenken tut Not," sagte Mortler. Dabei sei nicht Bevormunden, sondern Aufklären das Gebot der Stunde. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hatte am Dienstag eine Studie der Universität Stuttgart vorgestellt, wonach jeder Bundesbürger im Schnitt 81,6 Kilogramm Lebensmittel in den Müll wirft.
Die Kampagne des Ministeriums gegen Lebensmittelverschwendung ist Mortler zufolge der richtige Ansatz. "Langfristig erfolgreich werden wir nur sein, wenn schon im Kindergarten die Wertschätzung von Lebensmitteln wieder zur Alltagskompetenz wird", sagte Mortler. Die Kultusminister der Länder gelte es für das Thema zu sensibilisieren: "Viele wissen heute besser Bescheid über das, was ihren PC, als über das, was ihren Körper am Laufen hält. Hier ist Ernährungsbildung etwa durch verstärkten Hauswirtschaftsunterricht unerlässlich." Auch der verstärkte Austausch mit Landwirten ist Mortler zufolge nötig: "Wer erlebt, wie qualitativ hochwertig unsere Nahrung produziert wird, dürfte schneller erfassen, wann unsere tägliche Kost zu kostbar für die Tonne ist."
Wenngleich das Gros der Verschwendung (61 Prozent) der Studie zufolge auf Privathaushalte entfällt, sieht Mortler den Einzelhandel mit in der Pflicht. "Die gezielte Information über die Bedeutung des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) ist ein bedeutsamer Schritt. Der verstärkte Einsatz von Rabatten unmittelbar vor MHD-Ablauf sollte dem folgen", sagte Mortler. Sie hoffe, dass auch die geplante Expertenkonferenz zum Thema in Berlin dazu beitrage, weitere Strategien gegen die Verschwendung in Deutschland auf den Weg zu bringen.
Nützliche Informationen für Verbraucher zum Thema "Teller oder Tonne?" finden sich auf der Internetseite des Bundeslandwirtschaftsministeriums.